l_bildschirmfoto 2021-06-02 um 13.32.00-5 Inside Projekt - Neuigkeiten - Über den Schulhof hinaus;

Über den Schulhof hinaus

Erfahrungen aus einem Workshop zu sozialraumorientierter Schulentwicklung

Am 19. und 20. Mai waren wir eingeladen, auf der digitalen ‚Themenwoche zu diversitätssensibler Schulentwicklung‘ im Rahmen der Veranstaltungsreihe ‚Vielfalt im Gespräch‘ des DKJS einen digitalen Workshop zum Thema ‚Über den Schulhof hinaus – Sozialräumliche Aspekte von Schulentwicklung‘ zu gestalten.

Die jeweils rund zwanzig Teilnehmer*innen verschiedenster pädagogischer Organisationen aus ganz Deutschland folgten interessiert (soweit das per Zoom feststellbar ist) unseren Ausführungen zu den Herausforderungen und Praxisinspirationen sozialraumorientierter Schulentwicklung. Dass dies kein reiner Vortrag, sondern ein Workshop sein soll, wurde nach einigen Minuten deutlich: In Breakout-Räumen sammelten die Teilnehmer*innen angeregt und diskussionsfreudig Ideen und Erfahrungen, wie Schulen sozialraumorientiert arbeiten können. Dafür bedienten sich die Anwesenden ihres eigenen umfangreichen Erfahrungsschatzes. 

Diesen Austausch in den Kleingruppen empfanden sowohl die Teilnehmer*innen als auch wir als einen großen Gewinn. Schnell wurden spannende Gedanken präsentiert, hinterfragt und sogar weitergedacht. Alle Ideen an dieser Stelle zu präsentieren, geht zu weit, doch einige ausgewählte möchten wir nicht vorenthalten und angelehnt an den Ebenen der Wirksamkeit (MSJG 2011, 25f) hier präsentieren:

Ich mit Dir: Die Ebene Mensch-zu-Mensch

  • Im Projekt ‚Ein Quadratkilometer Bildung' in Neubrandenburg wurden im Sozialraum ehrenamtliche Lesepat*innen gesucht – und gefunden. Diese sind nun in den Kitas, Grundschulen und Horten aktiv, um den Schüler*innen Literatur näherzubringen. Ganz nebenbei wird so auch noch die Schule stärker im Stadtviertel verankert, da so nicht pädagogisch tätige Erwachsene in den Schulalltag integriert werden.
  • In einem Ganztagsprojekt einer Grundschule ist die Gruppe gemeinsam durch das Stadtviertel spaziert und dabei an den Wohnungen jedes Kindes vorbeigelaufen. Diese sowie andere für die Schüler*innen wichtigen Orte wurden auf einer gemeinsamen großen Karte eingetragen. Auf diese Weise entstand eine kindzentrierte Karte des Stadtteils, Potenzial für Vernetzung zwischen den Kindern und außerschulischen Orten wurden freigesetzt und die Pädagog*innen erhielten einen tiefen Einblick in die Lebenswert der Lernenden.

Wir: Die Ebene der einzelnen Schule 

  • Zum Weltspieletag ließ eine Schule die angrenzende Straße sperren. Den ganzen Tag spielten dann Schüler*innen auf der Straße und gestalteten dort gemeinsam ein großes Bild. Die Schule zeigte sich so als Teil der Nachbarschaft und zudem wurde – zumindest temporär – den jüngsten Bewohner*innen einen Teil des ansonsten gesperrten Raums (zurück)gegeben.
  • In einer Schule mit einem hohen Anteil an Schüler*innen aus der Roma-Gemeinschaft wurde eine Vermittlerin eingestellt. Diese Romni vermittelt bei Problemen zwischen der Schule und den Eltern und repräsentiert zugleich die Romani Sprache an der Schule. Außerschulisch pflegt sie zudem Kooperationen mit anderen Akteuren im Sozialraum. Durch die Etablierung dieser zentralen Person wachsen Sozialraum und Schule enger zusammen.

Wir und Wir: Die Ebene der Vernetzung mit Anderen

  • Organisiert von der Schulsozialarbeit gestalten die Pädagog*innen einer Kita sowie einer Grundschule in Magdeburg gemeinsam Schultüten für die Schulanfänger*innen und deren Familien. Neben Geschenken für die Kinder, ist dort viel Informationsmaterial z.B. zu lokalen Organisationen und Angeboten enthalten. Auf diesem Weg werden Akteure im Sozialraum vernetzt und die Bildungsakteure präsentieren sich als Einheit.
  • Von einer Schule wurde berichtet, dass sie sich gerade zu einem Quartiersbildungszentrum weiterentwickelt. Das bedeutet, dass sie ihre Räume zur Verfügung stellt, damit dort z.B. Bildungsberatung oder Sprachangebote (auch für Eltern) stattfinden können. Aber in den Atelierräumen finden auch kreative Angebote am Nachmittag statt. Generell besteht die Möglichkeit für andere Akteure, Schulräume zu mieten. Auf diesem Weg öffnet sich das physische Gebäude in den Sozialraum und wird Teil außerschulischen Lebens.

Alle gemeinsam: Die Ebene der Nachbarschaft oder des Sozialraums als Ganzes

  • Im Projekt ‚Related‘ in Berliner Stadtvierteln mit besonderem Entwicklungsbedarf gibt es schon seit einiger Zeit eine intensive Zusammenarbeit zwischen Lehramtsstudent*innen und verschiedenen Schulen. Ziel des schüler*innenorientierten Projekts ist es, den Blick auf den Sozialraum nach außen wie nach innen zu verändern und diesen so als Lebensraum positiver wahrzunehmen. Einen Einblick in das Projekt gibt es hier: www.youtube.com/watch?v=aJ_XYd6oGMM
  • Im Stadtviertel rund um die Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund wird an einer engen Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren gearbeitet, mit dem Ziel eine ‚Bildungskette‘ für Kinder zu entwickeln und so die diese von der Geburt bis zur Berufsorientierung hinweg kontinuierlich begleiten zu können. Hier findet sich ein Einblick unter dem folgenden Link: www.youtube.com/watch?v=a1r5MfZQjWQ

 

Literatur

MSJG (Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft) (2011): Inklusion vor Ort. Der Kommunale Index für Inklusion – ein Praxishandbuch. Bonn: MSJG