Über kooperative Brücken gehen
Bildungslandschaften in Basel
Im Juni war ein Teil des InSide Teams in der schweizerischen Großstadt Basel auf explorativer Forschungsreise. Warum? Weil dort seit 2014 so genannte schulzentrische Bildungslandschaften etabliert wurden. Dabei handelt es sich um Kooperationsnetzwerke rund um eine Schule, die sich freiwillig für diesen Schritt entschieden hat. Häufig sind diese Bildungslandschaften in Stadtvierteln mit besonderem Entwicklungsbedarf anzutreffen. Mit der Einrichtung ist das Ziel verbunden, allen Kindern und Jugendlichen die gleichen Chancen auf eine qualitativ gute und umfassende Bildung zu gewährleisten und gesellschaftliche Integration voranzutreiben. Die horizontale Zusammenarbeit der Bildungsakteure ermöglicht eine systematische und nachhaltige Vernetzung.
Wir besuchten an drei Tagen alle fünf Basler Bildungslandschaften und kamen dabei mit einer Vielzahl spannender Gesprächspartner*innen zusammen, die aus ihrer Perspektive sowohl von ihrer Arbeit als auch den Vernetzungsprozessen berichteten. Die dabei gesammelten Daten werden aktuell ausgewertet, aber wir möchten an dieser Stelle von drei spannenden Aspekten in Kurzform berichten:
- Im Projekt „BrückenbauerInnen“ des HEKSwurde ein aufsuchendes Unterstützungsprojekt etabliert, dass über eine professionalisierte Kulturvermittlung Menschen aus anderen Ländern das Ankommen in der Schweiz erleichtern möchte. Frauen, mit Migrationserfahrungen, Expert*innenwissen und direktem Bezug zum Stadtteil, begleiten neu hinzugezogene Eltern über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Dabei werden nicht nur Unterstützungsbedarfe eruiert, sondern z.B. auch Systeme wie jenes der Schule mit seinen vielen Regeln und Gepflogenheiten in der Hauptsprache erläutert, so dass kulturelle und soziokulturelle Differenzen zwischen Familie und Schule reduziert werden. Gleichzeitig unterstützen und fördern sie so die soziale Integration im Stadtviertel und stellen eine wichtige Brücke zwischen den Eltern und der Schule her.
- Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel interkultureller Verständigung ist die Stadtteilbiliothek JuKiBu. Gestartet als Elterninitiative vor vielen Jahren ist dieser Ort heute fester Bestandteil der Kulturlandschaft des Stadtviertels. In über 50 Sprachen können sich die jungen und älteren Einwohner*innen Kinder- und Jugendliteratur ausleihen. In enger Kooperation mit den umliegenden Schulen finden zudem gemeinsame bilinguale Veranstaltungen wie Erzählstunden oder Workshops statt mit dem Ziel sprachliche Vielfalt zu zelebrieren statt diese zu problematisieren.
- Der dritte hier genannte Aspekt ist kein konkretes Projekt, sondern der Umstand, dass mit der Ressource „Raum“ in den Bildungslandschaften kreativ und sinnvoll umgegangen wird. So führt die stärkere Vernetzung in den Bildungslandschaften zu gegenseitigen Raumnutzungsmöglichkeiten zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren. Schulgebäude öffnen beispielsweise ihre Türen am Nachmittag auch für Angebote aus dem Sozialraum, so dass dort zum Beispiel kreative Kurse oder Sprachkurse angeboten werden können. Dabei werden Räume nicht nur für Schüler*innenangebote geöffnet, sondern auch für Eltern, um so die Zusammenarbeit zu stärken. Auf der anderen Seite besuchten wir aber auch Unterricht, der aufgrund von Platzmangel nicht im Gebäude der Schule passieren konnte, sondern stattdessen in einer sonst leerstehenden Ladenfläche stattfand. Diese kleinen Beispiele zeigen, welche produktiven Synergien eine Sozialraumvernetzung nach sich ziehen kann.