Neue Schulen für Island

Inklusion in und außerhalb der Schule (Island Exkursion Tag 4)

Am Donnerstagvormittag teilte sich die Gruppe auf zwei unterschiedliche Schulen auf.

Für einen Teil unserer Exkursionsgruppe ging es an die Schule Urriðaholt in Reykjavik. Die Schule wurde vor 3 Jahren neu erbaut und wächst seitdem stetig. 

Auf der unteren Etage der Schule befindet sich der Kindergarten, welcher von 214 Kindern besucht wird. In strukturierten Abläufen bewegten sich die Kinder zwischen kleinen Spielräumen und einer offeneren Fläche. Auffällig war, dass die räumliche Ausstattung für alle Kinder zwischen 1-3 Jahren gleich war. Außerdem standen die Kinder des Kindergartens unter ständiger Beobachtung eines Erwachsenen und hatten kaum Möglichkeiten, sich selbstständig und kreativ auszuleben. 

In der oberen Etage befindet sich Klassenräume für die 99 Schüler*innen der 1. bis 7. Jahrgangsstufe der Urriðaholt Schule. Diese werden in altersgemischten, leistungshomogenen Lerngruppen beschult. Die stellvertretende Schulleiterin teilte uns mit, dass sich in den homogenen Schüler*innengruppen wohl wenige negativen Verhaltensauffälligkeiten zeigen. 

Das didaktische Konzept der Direkten Instruktion bestimmt hauptsächlich den Schulalltag. Es wurde uns hierfür beispielhaft gezeigt, dass die Lehrkraft für alle Schüler*innen eine Einführung in das Themengebiet Europa gab und anschließend individuell nach eigenen Interessen selbstständig eine Mappe, mit selbst herausgefunden Informationen, angefertigt wurde. Wie die stellvertretende Schulleiterin betonte, ist die Sicherungen der fundamentalen Basis von Lerninhalten in dieser Form zentral für die Schüler*innen. 

 

Der andere Teil der Gruppe fuhr in die Schule Stapaskóli, welche in Keflavik liegt. Die Schule besteht aus Kindergarten, Grundschule (1.-10. Klasse), Musikschule sowie Freizeit- und Jugendzentrum. Das circa ein Jahr alte Schulgebäude liegt angrenzend an einer Schwimmhalle, welche vor und nach den Schulzeiten von der Öffentlichkeit genutzt werden kann. In der Sporthalle können ebenfalls Turniere von Sportvereinen des Ortes stattfinden. Auch die Bibliothek sei den Anwohnern des Ortes zugänglich und werde für bspw. Konzerte zur Verfügung gestellt.

An der Schule sind 39 Lehrpersonen und drei Sonderpädagog*innen angestellt, welche im Team Teaching unterrichten. Für das Lehrpersonal sind fixe Zeiten angelegt, in denen Projekte gemeinsam besprochen und geplant werden. 

Die 390 Kinder und Jugendlichen arbeiten ab der 5. Jahrgangsstufe klassenübergreifend (5. + 6. Klasse, 7. + 8. Klasse, 9. + 10. Klasse) in großräumigen und modern gestalteten Klassenräumen zusammen. Dabei können die Schüler*innen frei wählen, wie und wo sie arbeiten wollen: ob auf Stühlen sitzend, bequem auf der Couch oder auf dem Boden liegend. 

Die räumliche sowie technische Ausstattung der Schule ist sehr fortschrittlich und zukunftsorientiert. Die Schulleiterin erklärte uns, dass im Mittelpunkt das Lernen der Kinder und Jugendlichen mit iPads und anderen technischen Geräten stehe. So lernen die Kinder bereits ab der 7. / 8. Klasse den Umgang mit 3D-Druckern und Mini-Robotern, welche von den Schüler*innen selbst programmiert und gesteuert werden. Damit verbunden sehe die Schulleitern eine zentrale Herausforderung, vor denen das pädagogische Personal oft gestellt werden: Der Umgang mit der Technik und das Arbeiten in der sich ständig neu gestaltenden Lernumgebung setzen Interesse, Zusammenarbeit und Zeit voraus. 

Die Leitbilder der Schule (Spaß, Respekt, Kooperation und Freundschaft) wurden in einem Entscheidungsprozess (Lehrer*innen —> Eltern —> Schüler*innen) gewählt. 

 

Am Nachmittag fand sich die Gruppe wieder zusammen, um gemeinsam die Stadtbibliothek Reykjavik zu besuchen. Das Konzept ‚Bibliothek‘ wird nicht nur gedacht als Ort, an dem Bücher ausgeliehen werden können, sondern als offener, demokratischer Raum für alle, der vom Personal wie von den Nutzer*innen aktiv genutzt und mitgestaltet werden kann. 

Die Prinzipien, die die Bibliothek vertritt, um einen solchen Ort zu kreieren, sind:

  • die Teilhabe aller durch Dialoge und gemeinsame Entwicklung von Ideen
  • ein nachhaltiger Gemeinschaftsraum, in der sich alle sicher und respektiert fühlen
  • der barrierefreie Zugang für alle
  • umfreundliche und nutzer*innenorientierte Kulturangebote, welche durch Kollaboration mit anderen städtischen Institutionen entstehen.

 

So befindet sich bspw. im obersten Geschoss der Bibliothek ein Museum mit Ausstellungen von unter anderem lokalen Künstler*innen. Auf mittlerer Ebene ist eine Schreibecke eingerichtet, in der Nutzer*innen sich durch die inspirierende Umgebung auf kreative Schreibprozesse konzentrieren können. Im Erdgeschoss finden regelmäßig offene Treffen zu verschiedensten Themengebieten statt, an dem sich alle Menschen beteiligen können. An diesem Nachmittag gab es einen Dialog zum Thema „Vielfalt und Inklusion in Bildung“, an dem sich unsere Gruppe rege beteiligen konnte.

Um gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen den Ort der Bibliothek als ursprünglichen „Nicht-Raum“ neu zu denken und zu gestalten, werden regelmäßig Klassen von ganz Island eingeladen. Ein wichtiges Augenmerk liegt dabei immer auf ein diverses Angebot von Büchern und Musik von Schriftsteller*innen und Künstler*innen der ganzen Welt. Die Auswahl eines diversen Angebots wird vom Personal gesteuert. Doch auch Kinder und Jugendliche können Wünsche einreichen, welche Bücher und Musik sie in der Bibliothek vorfinden möchten.

Text: Alina Schulte & Mandy Klatt