Teil 2: Sozialraumanalyse Grünau-Mitte
Der zweite Teil der Untersuchung widmet sich dem geographischen Raum Grünau-Mitte, der durchaus als Ortsteil mit besonderem Entwicklungsbedarf bezeichnet werden kann, wie die folgenden Ausführungen verdeutlichen.
Dieser Ortsteil gehört zu Leipzig-Grünau. Dabei handelt es sich um eine jener typischen DDR-Großwohnsiedlungen, wie sie in vielen ostdeutschen Städten vorzufinden ist. Grünau wurde von 1976 bis 1987 als größte ‚Plattenbausiedlung‘ Sachsens errichtet (vgl. Stadt Leipzig 2018a: 8). Von der politischen Wende bis 2010 erlebte Grünau einen massiven Schwund an Einwohner*innen (vgl. ebd.: 4). Seit 2014 erfährt die Stadt Leipzig jedoch eine wachsende Bevölkerung, wovon auch Grünau profitiert. Aktuell hat das Viertel etwa 42.000 Einwohner*innen (vgl. Kabisch/Ueberham/Söding 2018: 124).
Die verschiedenen Ortsteile Grünaus sind heute in ihren Bedingungen und ihrer Sozialstruktur äußerst heterogen. Mit Blick auf die sozioökonomische Situation hat Grünau-Mitte eine herausfordernde Ausgangslage im stadtweiten Vergleich. Mit einer Arbeitslosenquote von 10,9% (2019) weist es die höchsten Werte im Vergleich aller Ortsteile Leipzigs auf. Der stadtweite Durchschnitt liegt bei 6,5% (2019)1. Auch der Anteil der Sozialgeldempfänger*innen an den unter 15-Jährigen liegt in Grünau-Mitte bei über 40% und damit deutlich über dem Leipziger Durchschnitt von 21,9% (Stadt Leipzig 2018b: 45). Im Bezirk Leipzig-West weist Grünau-Mitte sowohl den höchsten Anteil an Migrant*innen als auch an Ausländer*innen auf (2019): 27,4% und damit jede*r vierte Bewohner*in hat einen Migrationshintergrund, 19,6% werden als Ausländer*innen gezählt. Im Vergleich zur Stadt Leipzig sind diese Werte signifikant erhöht. Sie liegen für das gesamte Stadtgebiet bei 15,4% (Migrantenanteil) bzw. 10,2% (Ausländeranteil)2.
Diese kurzen Ausführungen mit Blick auf die sozioökonomischen Bedingungen sowie der sich in kurzer Zeit veränderten Zusammensetzung der Bevölkerung sind Ausschnitte der Herausforderungen, vor der schulische und außerschulische Bildungsakteure im Ortsteil stehen. InSide hat es sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe einer umfassenden Sozialraumanalyse diese Bedingungen näher zu untersuchen, um so die konkreten lokalen Voraussetzungen für eine inklusive und sozialraumorientierte Entwicklung von Bildungsangeboten zu ermöglichen. Sozialraumanalysen zielen „darauf ab, die Ressourcen, Potenziale, Probleme und Herausforderungen in sozialen Räumen zu erkennen und diese für die Lösung, Minimierung, Vermeidung und Verhinderung sozialer Probleme bzw. relevanter Aufgaben im Gesundheits- und Bildungswesen nutzbar zu machen“ (Spatscheck/Wolf-Ostermann 2016: 26 f).
1 Eigene Berechnungen auf Grundlage von https://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=7&rub=2 , Stand: 9.7.2020
2 Leipzig Informationssystem (https://statistik.leipzig.de/statdist/index.aspx), Stand: 9.7.2020
Allgemeine Forschungsfrage
Was sind die konkreten lokalen Voraussetzungen für inklusive und sozialraumorientierte Schulentwicklung und Bildungsangebote in Leipzig Grünau-Mitte?
Spezifische Forschungsfragen
- Welche Ressourcen, Potenziale, Probleme und Herausforderungen der Bildungs- und Freizeitsituation von Kindern und Jugendlichen existieren im geographischen Raum Grünau-Mitte?
- Wie konstituiert sich der Sozialraum Grünau-Mitte mit Blick auf Bildungs- und Freizeitaktivitäten aus Sicht der Kinder und Jugendlichen?
- Wie konstituiert sich der Sozialraum Grünau-Mitte mit Blick auf Bildungs- und Freizeitaktivitäten aus Sicht der Eltern?
- Wie konstituiert sich der Sozialraum Grünau-Mitte mit Blick auf Bildungs- und Freizeitaktivitäten aus Sicht der schulischen und außerschulischen Akteure?
Ziele
Erfassung der Ressourcen, Potenziale und Herausforderungen der Bildungs- und Freizeitsituation von Kindern und Jugendlichen im geographischen Raum Grünau-Mitte durch eine Sozialraumanalyse sowie eine Netzwerkanalyse bestehender schulischer und außerschulischer Angebote
Methodisches Vorgehen
Das methodische Vorgehen ist triangulativ angelegt und verbindet die in der Tabelle aufgeführten Ansätze miteinander.
Erhebungsmethode | Zeitpunkt | Ziele | Zielgruppe | Erreichte Persoenzahl |
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Dokumentenanalyse (Strukturelle Profilierung, Bestandsbeschreibung) | 04 - 12/2020 | Statistische und strukturelle Analyse des Ortsteils | - | - |
Strukturierte Stadtteilbegehung | 09/2020 | Kennenlernen des Ortsteils Reflektion der eigenen Haltung | - | - |
Projektwoche ‚Stadtteil-Forscher*innen' (Stadtteilbegehung, Photo Voice, Nadelmethode) | 10/2020 | Subjekte Konstruktion des Sozialraums durch Kinder Erprobung sozialraumbezogener Methoden | Grundschüler*innen der Friedrich-Fröbel GS | 10-15 Kinder |
Expert*inneninterviews | 11-12/ 2020 - 04/2021 | Subjektive Konstruktion des Sozialraums durch Akteure Quantitative und Qualitative Netzwerkanalyse | Akteure aus Schule und außerschulischen Angeboten | ca. 20-30 |
Quantitative Fragebogenerhebung | ?/2021 | Subjekte Konstruktion des Sozialraums durch Kinder und Jugendliche | Schüler*innen GS Kl. 3/4 und 5 bis 10 | ??? |
Verbindung Säule 3: InSide-Schüler*innen-Forschungsgruppe (methodisch auszudifferenzieren) | ??/2021 - 12/2022 | GTA-Oberschüler*innen Kl. 5 | ||
Gruppendiskussionen | ??/2021 | Subjekte Konstruktion des Sozialraums durch Kinder und Jugendliche sowie Eltern
| Grundschüler*innen Kl. 3/4 | 5-10 |