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Neuigkeiten

28. Oktober 2021

Das Bildungssystems in Island

Schule, Schulamt, Gewerkschaft (Island Exkursion Tag 2)

Am zweiten Tag der Exkursion in Island standen drei Stationen auf dem Plan: der Besuch einer Grundschule, des Schulamts und bei der Lehrer*innengewerkschaft.

Myllubakkaskóli – Grundschule in Keflavik (Klasse 1 – 10)

In dieser Schule mit den Jahrgängen 1 bis 10 lernen 340 Schüler*innen, die von 70 Mitarbeiter*innen – Lehrer*innen und Helfer*innen – begleitet werden. Die Unterrichtszeit geht von 8 bis 13 bzw. 14 Uhr, die Kolleg*innen sind bis 16 Uhr in der Schule, so dass sie Zeit für Kooperation haben. Es besteht zudem eine enge Kooperation mit der Musikschule, so dass viele Kinder Chancen für musikalische Aktivitäten haben. Wegen der Nussallergie eines Kindes ist dies eine nussfreie Schule. Das schulinterne Curriculum orientiert sich am Nationalen Curriculum; hierbei besteht der Wunsch nach konkreteren Hinweisen für Lehr- und Lernziele.

Die Schulleitung bezeichnet zum Beginn des Besuchs das fächerübergreifende Lernen und die Teamentwicklung als größte Herausforderungen dieser seit 1952 bestehenden Schule. Auch bestehe ein Raumproblem, so dass die Schule einen Jahrgang in Container auslagern muss.

Die Schule versteht sich als ‚Schule für alle‘; dabei weist sie, wie beim Rundgang in Kleingruppen deutlich wird, eher additive Elemente auf, die dazu führen, dass Förderung bei Schüler*innen mit spezifischen Bedarfen in eigenen Räumen oder abgeteilten Bereichen stattfindet, etwa bei Lern- und Verhaltensproblemen oder Isländische als Zweitsprache. Dabei können sie z.B. im 2. Jahrgang bis zu je sechs Wochenstunden in Mathematik und Isländisch im sonderpädagogischen Raum gefördert werden. 

Die Schule insgesamt hat ein „behavioral program“ entwickelt, in dem die Elemente Respekt, Verantwortung und Gleichheitleitend sind, die im Unterricht – ebenso wie die Kinderrechte – immer wieder thematisiert und spezifiziert werden. An vielen Wänden finden sich neben den Kinderrechten hierzu motivierende Plakate, die durch die Kunstlehrerin gestaltet wurden.

Die gesamte Schule nimmt einen Monat lang an einem landesweiten Projekt teil, in dessen Rahmen nach und nach alle Kapitel eines Kinder- und Jugendbuchs publiziert und aufgearbeitet werden. Hierin eingebettet ist ein Projekt mit einem beliebten Computerspiel, in dem der Ort des Geschehens nachgebaut wird.

Skóla- og frístundasvið – Schul- und Jugendamt der Stadt Reykjavik

Am Nachmittag fanden zwei Präsentationen mit anschließender Fragerunde mit den beiden zuständigen Referentinnen für den Kindergartenbereich und die Pflichtschulzeit statt, bei der auch deutlich selbstkritische Aspekte thematisiert wurden. Das Schul- und Jugendamt von Reykjavik ist – wie alle Kommunen – zuständig für die Preschool (Kindergarten, 1 – 6 Jahre) und die Primary School (Klasse 1 – 10, 6 – 16 Jahre). Diese Stufen sind inklusiv strukturiert und basieren, wie auch im Nationalen Curriculum (2011) festgelegt, auf sechs Säulen: Gleichheit und Gerechtigkeit, Alphabetisierung, Menschenrechte, und Demokratie, Nachhaltigkeit, Kreativität sowie Gesundheit und Wohlbefinden.

Üblicherweise sind die Kinder in der Preschool von 9 bis 16 Uhr anwesend, in der Primary School von 8 bis 14 Uhr; für Nachmittage stehen Freizeiteinrichtungen zur Verfügung. In den Preschools besteht ein eklatanter Mangel an ausgebildeten Lehrer*innen (5 Jahre Universitätsstudium mit Masterabschluss), ihr Anteil sollte 60% betragen, real liegt er bei 28%.

Das Konzept Sonderpädagogik in der Preschool zielt seit 2009 auf Unterstützung in der Gruppe mit den Schwerpunkten Kooperation und gemeinsame Verantwortung der Teams, die aus Eltern, Lehrer*innen und Service Centers – vergleichbar Beratungszentren – bestehen und auf die größtmögliche Partizipation in der Gruppe zielen. So weit notwendig, wird ein individuelles Curriculum entwickelt. Angestrebt wird ein Übergang von individueller zu systemischer, auf die ganze Gruppe bezogener Unterstützung – auch in der zunehmend pauschalisierten Finanzierung.

In der Primary School zielt die Unterstützung ebenfalls auf die Situation im Klassenverband; lediglich für autistische Schüler*innen gibt es kleine Abteilungen, in die sich die Schüler*innen zeitweise zurückziehen können. Ein Dilemma besteht zudem darin, dass zwei Sonderschulen noch bestehen, in die Schüler*innen (in Krisensituationen) zeitlich befristet oder dauerhaft aufgenommen werden; das Schulamt möchte sie schließen, sie werden aber von Eltern weiterhin nachgefragt.

Kennarasamband Íslands – Isländische Lehrer*innengewerkschaft

Abends wurden wir von der isländischen Lehrer*innengewerkschaft über ihre Einschätzung des aktuellen Standes der Bildung in Island grundlegend und intensiv informiert. Dabei hoben der Präsident und seine Stellvertreterin einerseits die gute Kooperation mit der aktuellen Regierung und der Universität Island hervor, andererseits gab es massive Kritikpunkte an der derzeitigen Lage:

  • In der Preschool gibt es einen akuten Mangel an ausgebildeten Lehrer*innen.
  • Die Altersstruktur der Lehrkräfte wirft massive Probleme für die nächsten 20 Jahre auf – ähnlich wie in Deutschland, insbesondere im Berufsschulbereich.
  • Lehrkräfte in Pre- und Primary Schools werden (von Kommunen) geringer bezahlt als in Secondary Schools (vom Staat), zudem besteht auch in Island das gender pay gap.
  • Island hat im europäischen Vergleich extrem hohe Etikettierungsraten; obwohl sie weniger dramatische Folgen für die Schullaufbahn haben als in Deutschland, wird die implizit transportierte Botschaft, dass an den Kindern etwas ‚falsch‘ ist, als Irrweg angesehen.
  • Die Schule wird den Bedarfen von Kindern mit Isländisch als Zweitsprache nicht hinreichend gerecht.
  • Für Schüler*innen mit hohem Förderbedarf (‚very disabled‘) bestehen kaum inklusive Möglichkeiten für die Berufsbildung, da auch die Arbeitswelt wenig inklusionsorientiert ist.

Positiv wurde dagegen erwähnt,

  • dass um die Jahrtausendwende die meisten Sonderschulen geschlossen wurden,
  • dass Island seit 2008 standardisierte Tests abgeschafft haben,
  • dass zwar vor allem bei jungen Männern die Tendenz besteht, die Berufsschule abzubrechen, es jedoch relativ einfach ist, sie später fortzusetzen (hohe Durchlässigkeit) und
  • die Attraktivität des Lehramtsstudiums aktuell sehr hoch ist.

(Text: Andreas Hinz & Mirjam Viereck)

26. Oktober 2021

Inklusive Bildung in der Kleinstadt

Akranes (Island Exkursion Tag 1)

Der erste Tag einer siebentägigen Exkursion (von denen fünf Tage hier im Blog beschrieben werden) nach Island führte uns in die nördlich von Reykjavik gelegene Kleinstadt Akranes, wo wir im Jugend- und Freizeitzentrum erwartet wurden. Das kommunal gestützte Zentrum stellte uns sein Konzept der sinnvollen Freizeitgestaltung vor. Geöffnet von 8.00 – 22.00 Uhr wird es sowohl von Schulen und Einrichtungen der Stadt als auch von Kindern und Jugendlichen bis 25 Jahre genutzt. Schwerpunkte der Arbeit sind Freizeitbildung, Unterstützung bei Problemen, Vermittlung von sozialen Kompetenzen und das Schaffen von Räumen zur Begegnung. Dabei bilden altersgemäße Spiele, gemeinsames Kochen und Essen, Sport und Theater Brücken zwischen den Kindern und Jugendlichen, die diese Angebote gern annehmen.

Unsere Gruppe teilte sich anschließend in fünf Kleingruppen und besuchte drei Kindergärten sowie zwei Grundschulen (in Island Kl. 1-10). Von den Hospitationen kamen alle sehr inspiriert wieder und berichteten in der anschließenden Reflexionsrunde von ihren Beobachtungen. Positiv auffallend war vor allem die dem Kind zugewandte – inklusive – Haltung von Leitung und Pädagog:innen und die gegenseitige Wertschätzung der jeweiligen Arbeit. Viele Exkursionsteilnehmer:innen berichteten begeistert von offenen Türen, lernfördernden Atmosphären und liebevoll gestalteten Räumen. In allen Einrichtungen fiel auf, dass die Schüler:innen in Geburtsjahrgängen unterrichtet werden. Im Nachhinein stellte sich die Frage, ob es auch Wiederholungen von Klassenstufen u.ä. oder Zurückstellungen gibt. Dies könnte in den nächsten Tagen noch genauer erfragt werden.

(Text: Nadine Labicki & Sylke Seifert)

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30. September 2021

Schule als Orchester

Das Kulturanum in Jena

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Ende September besuchte ein Teil des InSide Teams die staatliche Gemeinschaftsschule „Kulturanum“ in Jena, Thüringen. Im Jahr 2019 wurde die Schule mit dem Jakob Muth-Preis für inklusive Schulen ausgezeichnet. Grund genug für uns diese Schule vor Ort kennenzulernen, zumal sie in einem herausfordernden Stadtteil liegt und der Ausgleich von Bildungsbenachteiligung daher ein zentrales Thema ist. Getreu dem Leitbild „Das System Schule ist eine konfliktreiche Bühne mit einem großen Orchester, dessen Instrumente immer wieder neu gestimmt werden müssen, damit ein harmonisches Zusammenleben entsteht.“, welches uns bereits im Foyer begegnete, gestaltet das Kulturanum seinen Schulalltag.

Das Kulturanum verfolgt das Ziel, einen gemeinsamen Lebens- und Lernraum für alle Schüler*innen zu bieten. Dies gelingt durch  jahrgangsübergreifendes und projektorientiertes Lernen im inklusiven Setting. Die Schule weist zudem eine der höchsten Integrationsquoten des Bundeslandes auf und sieht sich seit der ersten Stunde als inklusiver Lernort, der das Ziel hat, Kinder im umgebenden Sozialraum zu unterstützen.

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Drei Jahrgänge werden jeweils zusammen auf vier unterschiedlichen Niveaustufen in einer Gruppe unterrichtet. Eine Patenschaft unter den Schüler*innen unterstützt das Ziel des gemeinsamen Lernens. Und so entstehen Situationen wie jene, dass im Projektunterricht Emilie (Name geändert), die gerade erst seit drei Wochen die Schule besucht, sich nicht sicher ist, welche der bildlich dargestellten Wörter auf dem Blatt vor ihr mit einem "A" beginnen. Ohne Kontakt zur Lehrerin aufbauen zu müssen, lässt die Drittklässlerin Judy (Name geändert) kurz ihre Aufgaben liegen und widmet sich geduldig und respektvoll ihrer Klassenkameradin: "Sprich mal das Wort Aaaaaaaaaameise ganz langsam. Kommt da ein 'A' vor?" Nacheinander werden alle Bilder besprochen und anschließend widmen sich die beiden Mädchen wieder ihren Lernmaterialien. Kooperative Situationen wie diese lässt jedes Kind sowohl in die Rolle Lernender als auch Lehrerender schlüpfen erklärt die Klassenlehrerin. Und schließlich erhält sie dadurch die Möglichkeit, andere Kinder individuell zu unterstützen. Damit die mehrstufige Differenzierung nicht zur Überforderung der Lehrkräfte führt, arbeitet die Jahrgangteams eng miteinander zusammen und bereiten z.B. Projektthemen gemeinsam vor. So wird an diesem Morgen in verschiedenen Gruppen parallel das Thema 'Äpfel' bearbeitet.

Schüler*innen werden regelmäßig angehalten, ihren eigenen Lernprozess zu reflektieren. Am Ende jeder Lerneinheit tragen sie dafür in ihr 'Logbuch' ein, was sie gelernt haben. Das Logbuch ist quasi ein von der Schule entworfenes Hausaufgabenheft – nur dass dort keine Hausaufgaben eingetragen werden. Diese gibt es nämlich ebenso wie Noten (bis Klasse 6) nicht. Stattdessen ist im Logbuch Platz neben den Lernfortschritten u.a.  die eigenen wöchentlichen Lernziele zu notieren, Feedback der Lehrkraft zu lesen oder in dafür vorgesehenen Feldern die Kommunikation mit den Eltern zu unterstützen. So entsteht über das Schuljahr hinweg eine ausführliche Dokumentation des Lernprozesses, die aussagekräftiger ist als jede Note.

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Kulturelles Lernen wird seit Gründung der Schule vor zehn Jahren in den Mittelpunkt gestellt. Jede der heterogenen Lerngruppen ist dabei benannt nach dem Namen eines Musikinstrumentes: Die Blasinstrumente (Jahrgang 1-3), die Schlaginstrumente (4-6), die Streicher (7-9) sowie die Tasteninstrumente. Das kommt nicht von ungefähr, denn jedes Kind lernt in der Schule ein Instrument. Dass dies auf einem hohen Niveau geschehen kann, wird durch die Kooperation mit Akteuren aus dem Sozialraum sichergestellt und so begegnen auch Kinder aus Familien, die musikalische Förderung nicht im Fokus sehen, der Musik.

Das Kulturanum ist ein eindrückliches Beispiel für eine 'lernende Organisation', also eine Schule, die mit einer Vision gestartet ist und seitdem kontinuierlich sowie selbstreflektierend die eigenen Praktiken und Strukturen weiterentwickelt.

Ein großes Dankeschön richten wir noch einmal an die Schulleitung des Kulturanums, die uns sehr herzlich willkommen geheißen haben! Wir konnten viele neue und spannende Einblicke erhalten und freuen uns auf weitere Erfahrungen dieser Art. 

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27. August 2021

Unter einem Dach miteinander vernetzt

Die ‚Fensterschule‘ in Groningen

Im Juli konnte das InSide-Team eine zweite explorative Exkursion in das europäische Ausland unternehmen. Ziel waren diesmal die Niederlande, in denen bereits seit den 1990er Jahren in Orientierung an der amerikanischen ‚community school‘-Bewegung verstärkt nach Wegen sozialraumorientierter Bildung gesucht wird.

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In Groningen wurde vor 20 Jahren mitten im Stadtviertel Selwerd auf Grundlage der Idee die soziale Kohäsion zu stärken ein großer Gebäudekomplex erreichtet, der für alle Menschen öffentlich zugänglich ist und eine Reihe verschiedener Einrichtungen unter seinem Dach zusammenfasst, wie z.B.

  • mehrere Kindertagesstätten,
  • eine Grundschule,
  • die Stadtteilbibliothek,
  • ein Schwimmbad
  • ein Café,
  • das Nachbarschaftszentrum,
  • das WIJ Team (ein soziales Stadtviertelteam) und
  • das Consultatiebreau.

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Auch wenn die räumlichen Bedingungen durch die bauliche Nähe für organisationsübergreifende Kooperation damit ideal sind, hat es viele Jahre gedauert, dass die einzelnen Akteure tatsächlich stärker zusammenarbeiteten. Dafür galt es wechselseitig Organisationslogiken zu verstehen sowie zu hinterfragen.

Heute verfolgt man das Ziel, eines nahtlosen Übergangs für Kinder von ihrer Geburt bis zur Sekundarschule. Damit dies gelingt gibt es diverse Unterstützungsstrukturen, Austauschformate, Kooperationstreffen und Projekte. So treffen sich beispielweise Führungskräfte in einer Art Steuergruppe aller acht Wochen, um zu diskutieren, wie es den Kindern im Viertel aktuell geht, welche Vorhaben gut laufen, wo Veränderungsbedarf besteht und ob neue Projekte konzipiert beziehungsweise die Zusammenarbeit intensiviert werden muss. Die Erkenntnisse und Verabredungen tragen die individuellen Akteur*innen wieder in ihre Organisationen zurück, um sie dort umzusetzen.

Solche Treffen kreieren wiederum Möglichkeitsräume niedrigschwelliger Kooperation: So teilen sich beispielsweise die Grundschule und zwei Kindertagesstätten einen gemeinsamen Indoor-Spielbereich. Zu bestimmten Phasen des Tages treffen hier die Grundschüler*innen und größere Kindergartenkinder aufeinander und lernen sich so kennen. Aber auch die Lehrer*innen der Einrichtungen haben so die Möglichkeit zukünftige Schulkinder in vertrauter Umgebung kennenzulernen – und andersherum. Daneben treten Pädagog*innen der Organisationen in diesem Setting ohne vorherigen Koordinierungsaufwand in Kontakt miteinander.

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Sozialraumorientierung geht natürlich über die Kooperation zwischen Organisationen hinaus. Ein wichtiger Pfeiler pädagogischer Arbeit ist der Einbezug der Eltern. Um diese zu gewährleisten, gibt es an den Schulen im Stadtviertel Selwerd so genannte ‚Brückenfunktionär*innen‘. Dabei handelt es sich um an der Schule verortete Personen, die keinen Lehrauftrag haben, sondern sich komplett darauf konzentrieren können Kontakt zu den Eltern herzustellen und damit eine Vertrauensbasis aufzubauen. Um dies zu ermöglichen, besucht die*der Brückenfunktionär*in die Eltern zu Hause, spricht mit Ihnen über ihre Bedarfe sowie Fragen und versucht zu vermitteln. Auch existiert in den Schulen ein Elterncafé, in dem die Eltern ohne Anmeldung vorbeischauen können und niedrigschwellig ins Gespräch kommen können. Die Kooperation mit Eltern kann so intensiviert werden und Probleme frühzeitig bearbeitet werden. Dies kommt schlussendlich der pädagogischen Arbeit mit den Schüler*innen zu Gute.

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Die Fensterschule in Selwerd ist ein eindrucksvolles Beispiel, wie bereits in der architektonischen Konzeption von Gebäuden der Grundstein für gelingende Kooperation formaler und non-formaler Bildungsakteure sowie den Eltern im Sozialraum gelegt werden kann. Aber die Erzählungen der Protagonist*innen zeigen gleichzeitig, dass nur räumliche Nähe nicht automatisch zu produktiver Zusammenarbeit führt, sondern dafür verlässlicher, regelmäßiger und vertrauensvoller Austausch nötig ist. Zudem ist eine geteilte Wertebasis, die den Unterstützungsbedarf der Familien vor Ort und nicht deren Defizite in den Mittelpunkt rückt, elementar.

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16. Juli 2021

Über kooperative Brücken gehen

Bildungslandschaften in Basel

Im Juni war ein Teil des InSide Teams in der schweizerischen Großstadt Basel auf explorativer Forschungsreise. Warum? Weil dort seit 2014 so genannte schulzentrische Bildungslandschaften etabliert wurden. Dabei handelt es sich um Kooperationsnetzwerke rund um eine Schule, die sich freiwillig für diesen Schritt entschieden hat. Häufig sind diese Bildungslandschaften in Stadtvierteln mit besonderem Entwicklungsbedarf anzutreffen. Mit der Einrichtung ist das Ziel verbunden, allen Kindern und Jugendlichen die gleichen Chancen auf eine qualitativ gute und umfassende Bildung zu gewährleisten und gesellschaftliche Integration voranzutreiben. Die horizontale Zusammenarbeit der Bildungsakteure ermöglicht eine systematische und nachhaltige Vernetzung.

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Wir besuchten an drei Tagen alle fünf Basler Bildungslandschaften und kamen dabei mit einer Vielzahl spannender Gesprächspartner*innen zusammen, die aus ihrer Perspektive sowohl von ihrer Arbeit als auch den Vernetzungsprozessen berichteten. Die dabei gesammelten Daten werden aktuell ausgewertet, aber wir möchten an dieser Stelle von drei spannenden Aspekten in Kurzform berichten:

  • Im Projekt „BrückenbauerInnen“ des HEKSwurde ein aufsuchendes Unterstützungsprojekt etabliert, dass über eine professionalisierte Kulturvermittlung Menschen aus anderen Ländern das Ankommen in der Schweiz erleichtern möchte. Frauen, mit Migrationserfahrungen, Expert*innenwissen und direktem Bezug zum Stadtteil, begleiten neu hinzugezogene Eltern über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Dabei werden nicht nur Unterstützungsbedarfe eruiert, sondern z.B. auch Systeme wie jenes der Schule mit seinen vielen Regeln und Gepflogenheiten in der Hauptsprache erläutert, so dass kulturelle und soziokulturelle Differenzen zwischen Familie und Schule reduziert werden. Gleichzeitig unterstützen und fördern sie so die soziale Integration im Stadtviertel und stellen eine wichtige Brücke zwischen den Eltern und der Schule her.
  • Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel interkultureller Verständigung ist die Stadtteilbiliothek JuKiBu. Gestartet als Elterninitiative vor vielen Jahren ist dieser Ort heute fester Bestandteil der Kulturlandschaft des Stadtviertels. In über 50 Sprachen können sich die jungen und älteren Einwohner*innen Kinder- und Jugendliteratur ausleihen. In enger Kooperation mit den umliegenden Schulen finden zudem gemeinsame bilinguale Veranstaltungen wie Erzählstunden oder Workshops statt mit dem Ziel sprachliche Vielfalt zu zelebrieren statt diese zu problematisieren.

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  • Der dritte hier genannte Aspekt ist kein konkretes Projekt, sondern der Umstand, dass mit der Ressource „Raum“ in den Bildungslandschaften kreativ und sinnvoll umgegangen wird. So führt die stärkere Vernetzung in den Bildungslandschaften zu gegenseitigen Raumnutzungsmöglichkeiten zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren. Schulgebäude öffnen beispielsweise ihre Türen am Nachmittag auch für Angebote aus dem Sozialraum, so dass dort zum Beispiel kreative Kurse oder Sprachkurse angeboten werden können. Dabei werden Räume nicht nur für Schüler*innenangebote geöffnet, sondern auch für Eltern, um so die Zusammenarbeit zu stärken. Auf der anderen Seite besuchten wir aber auch Unterricht, der aufgrund von Platzmangel nicht im Gebäude der Schule passieren konnte, sondern stattdessen in einer sonst leerstehenden Ladenfläche stattfand. Diese kleinen Beispiele zeigen, welche produktiven Synergien eine Sozialraumvernetzung nach sich ziehen kann.

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02. Juni 2021

Über den Schulhof hinaus

Erfahrungen aus einem Workshop zu sozialraumorientierter Schulentwicklung

Am 19. und 20. Mai waren wir eingeladen, auf der digitalen ‚Themenwoche zu diversitätssensibler Schulentwicklung‘ im Rahmen der Veranstaltungsreihe ‚Vielfalt im Gespräch‘ des DKJS einen digitalen Workshop zum Thema ‚Über den Schulhof hinaus – Sozialräumliche Aspekte von Schulentwicklung‘ zu gestalten.

Die jeweils rund zwanzig Teilnehmer*innen verschiedenster pädagogischer Organisationen aus ganz Deutschland folgten interessiert (soweit das per Zoom feststellbar ist) unseren Ausführungen zu den Herausforderungen und Praxisinspirationen sozialraumorientierter Schulentwicklung. Dass dies kein reiner Vortrag, sondern ein Workshop sein soll, wurde nach einigen Minuten deutlich: In Breakout-Räumen sammelten die Teilnehmer*innen angeregt und diskussionsfreudig Ideen und Erfahrungen, wie Schulen sozialraumorientiert arbeiten können. Dafür bedienten sich die Anwesenden ihres eigenen umfangreichen Erfahrungsschatzes. 

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22. April 2021

Willkommen!

InSide Homepage geht an den Start.

Wir freuen uns, ab sofort regelmäßig auf diesen Seiten über das Forschungsprojekt InSide zu informieren.

Trauen Sie sich ruhig, uns bei Fragen zu kontaktieren:

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Ein Forschungsprojekt des Instituts für Förderpädagogik der Universität Leipzig.

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Das Projekt wird finanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

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